B-Lymphozyten Laborwerte: Was sagen B-Zellen aus? | Fernarzt (2024)

Inhaltsverzeichnis

  1. B-Lymphozyten: Definition und Aufgabe
  2. Bei welchen Symptomen B-Lymphozyten bestimmen?
  3. Laboruntersuchung B-Lymphozyten
    • B-Lymphozyten messen
    • B-Lymphozyten Normalwerte
  4. Ursachen B-Lymphozyten zu niedrig
  5. Ursachen B-Lymphozyten erhöht
  6. Die Rolle von B-Lymphozyten bei Corona-Impfung
  7. Fakten zu B-Lymphozyten

B-Lymphozyten, oder auch B-Zellen, sind Teil der spezifischen Immunantwort. Diese ist langsamer, aber dafür viel effektiver als die unspezifische angeborene Immunantwort. Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten).

B-Lymphozyten: Definition und Aufgabe

B-Lymphozyten sind essentiell bei der spezifischen Immunreaktion. Dabei steuern B-Lymphozyten die Antikörper-basierte Abwehrreaktion des Körpers. Dies wird auch als humorale Immunabwehr bezeichnet. Das B steht für “bone marrow derived”, also im Knochenmark gebildet.

Über Immunglobuline (Ig) auf der Zelloberfläche können B-Lymphozyten spezifische Antigene erkennen. Bei diesen Antigenen handelt es sich um körperfremde Proteine. Durch Kontakt mit Antigenen entwickeln sich die B-Zellen zu Plasmazellen. Mithilfe von Makrophagen und T-Lymphozyten werden spezifische Antikörper gebildet und freigesetzt. Diese Antikörper binden an die passenden Antigene (Schlüssel-Schloss-Prinzip). Somit sind die Zielstrukturen markiert und werden durch Phagozytose zerstört.

Bei einer Immunreaktion entstehen außerdem langlebige B-Gedächtniszellen. Diese können bei erneutem Kontakt mit einem bekannten Antigen eine schnelle und effiziente Immunabwehr auslösen. So wird die Ausbreitung von Infektionen verhindert.

Zusätzliche zu den Immunglobulinen haben B-Lymphozyten auf der Membranoberfläche weitere Marker, welche zur Identifizierung der Subtypen der B-Zellen genutzt werden (Lymphozyten-Differenzierung). Die häufigsten Oberflächenmarker von B-Lymphozyten sind CD19, CD20 und CD21.

Bei welchen Symptomen B-Lymphozyten bestimmen?

Bei angeborenen oder erworbenen zellulären Immundefizite kann eine Lymphozyten-Differenzierung die Diagnose der zugrundeliegenden Krankheit unterstützen.

Mögliche Indikationen zur Bestimmung der B-Lymphozytenwerte sind u. a.:

  • Häufige virale Infektionen
  • Häufige bakterielle Infektionen
  • Pilzinfektionen
  • Parasitosen
  • Allergien
  • Autoimmunerkrankungen
  • Neurodermitis
  • Erhöhte Lymphozyten-Werte
  • Erniedrigte Lymphozyten-Werte

Laboruntersuchung B-Lymphozyten

Je nach Indikation können die Subpopulationen der Lymphozyten aus Blut oder aus Bronchialsekret bestimmt werden.

  • Blutprobe: 1 bis 2 ml EDTA-Blut

  • Bronchialsekret: bei der broncheoalveolären Lavage (BAL) wird das Bronchialsekret mit Kochsalz- oder Ringerlösung aus der Lunge gespült

B-Lymphozyten messen

Lymphozyten können anhand der unterschiedlichen Rezeptoren auf den Zelloberflächen unterschieden werden. Spezifische Antikörper, welche unterschiedliche Farbsignale aussenden, binden an die jeweiligen Rezeptoren (z. B. CD19 bei B-Zellen). Mit Durchflusszytometrie können diese farblich markierten Zellen dann automatisch gezählt werden. Diese Methode zur Lymphozyten-Differenzierung wird als Immunphänotypisierung bezeichnet.

B-Lymphozyten Normalwerte

Es gibt zwei Werte, die für die medizinische Beurteilung des B-Lymphozytenstatus von Bedeutung sind: Der absolute Wert gibt die Anzahl der B-Lymphozyten pro µl Blut an, der relative Wert sagt aus, wieviel Prozent der Gesamtlymphozyten B-Lymphozyten sind. Die Werte schwanken von Labor zu Labor und sind zusätzlich von Alter und Geschlecht der PatientInnen abhängig, deshalb bieten diese Normalwerte nur eine Orientierungshilfe.

Normwerte B-Lymphozyten bei Erwachsenen:

  • B-Lymphozyten (CD19) absolut: 70–830/µl
  • B-Lymphozyten (CD19) relativ: 7–23 %

Ursachen B-Lymphozyten zu niedrig

Niedrige Werte von B-Lymphozyten treten bei Immundefekten auf. Diese können entweder angeboren sein, z. B. schwere kombinierte Immundefekte (severe combined immunodeficiency, SCID). Oder es handelt sich um erworbene Immundefekte, wie z. B. das erworbene Immunschwächesyndrom (acquired immune deficiency syndrome, AIDS).

Auch Eisenmangel oder Lebererkrankungen können niedrige B-Lymphozytenwerte verursachen.

Ursachen B-Lymphozyten erhöht

B-Zell-Lymphome, wie etwa die chronisch lymphatische Leukämie (CLL), führen zu einer Erhöhung der B-Zellen im Blut. Bei einem Wert von über 5.000 B-Lymphozyten pro µl Blut gelten die Werte als stark erhöht. Das ist z. B. bei einer B-Zell-Leukämie oder bei monoklonaler B-Tell-Lymphozytose der Fall.

Die Rolle von B-Lymphozyten bei Corona-Impfung

Menschen mit Immunschwächen, ob angeboren oder erworben, haben ein hohes Risiko für COVID-19-Erkrankungen. Forschende der Uni Graz untersuchten, warum einige Personen mit Immunschwäche besser auf mRNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 ansprechen als andere. Die Bildung von Antikörpern gegen das Coronavirus wurde in knapp 200 ProbandInnen analysiert. Dazu wurde das Blut der ProbandInnen 3 bis 4 Wochen nach der Zweitimpfung immunologisch untersucht.

Ergebnis war, dass eine bestimmte Art von B-Zellen (CD19+IgD+CD27) direkt mit der Bildung von ausreichend Antikörpern im Zusammenhang stand. Die Forschenden vermuteten weiterhin, dass immungeschwächte PatientInnen, bei denen die Anzahl dieser B-Lymphozyten jedoch nicht drastisch verringert ist, generell besser auf mRNA-Impfungen reagieren, also ausreichend Antikörper produzieren.

Fakten zu B-Lymphozyten

  1. Bei der spezifischen Immunreaktion setzen B-Lymphozyten Antikörper frei.
  2. Das B bei B-Lymphozyten steht für Knochenmark (englisch: bone marrow), da die Zellen dort entstehen und reifen.
  3. B-Lymphozyten und T-Lymphozyten haben einen Durchmesser von 6–8 μm.
  4. Typische Oberflächenrezeptoren bei B-Lymphozyten sind CD19, CD20 und CD23.

Quellen

B-Lymphozyten Laborwerte: Was sagen B-Zellen aus? | Fernarzt (2024)

FAQs

B-Lymphozyten Laborwerte: Was sagen B-Zellen aus? | Fernarzt? ›

Ursachen B-Lymphozyten erhöht

Was bedeutet das B bei B-Lymphozyten? ›

Das "B" in B-Lymphozyt steht für "Bursa fabricii", ein Vogelorgan, in dem die B-Lymphozyten zum ersten Mal beschrieben wurden. Im Englischen wird der Buchstabe "B" oft von "bone marrow" (Knochenmark) abgeleitet.

Was sind B-Zellen einfach erklärt? ›

B-Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen und machen zusammen mit den T-Zellen den adaptiven Teil des Immunsystems aus, also den Teil, der sich an neue Krankheitserreger anpassen kann.

Was passiert wenn man zu wenig B-Zellen hat? ›

Ein Mangel an B-Lymphozyten kann die Zahl der Plasmazellen verringern, die Antikörper bilden. Eine verringerte Bildung von Antikörpern wiederum kann die Zahl bakterieller Infektionen erhöhen.

Wie viele B-Zellen hat ein gesunder Mensch? ›

Referenzwerte
Männer bis 18 JahreMänner über 18 JahreFrauen über 18 Jahre
6–25* % 90–660* Zellen/µL6–25* % 90–660 Zellen/µL6–25* % 90–660 Zellen/µL
*Für Kinder gelten andere Normalwerte
Sep 14, 2021

Welche Blutwerte bei B Zell Lymphom? ›

Der Normwert beträgt über 4.000 weiße Blutzellen pro Deziliter. Eine Leukopenie liegt vor, wenn die Anzahl weißer Blutzellen weniger als 3.500 pro Deziliter beträgt. Kritisch wird eine Leukopenie bei einer Anzahl von weniger als 800 pro Deziliter.

Was aktiviert die B-Zellen? ›

T-Zell-abhängige Aktivierung

Passt die T-Helferzelle zu dem Antigen, so kann sie an diesen Antigen-MHC-Komplex binden. In der Folge schüttet die T-Helferzelle bestimmte Substanzen, die sogenannten Zytokine, aus. Durch die Zytokine wird die B-Zelle aktiviert und es kommt zur klonalen Expansion (Vermehrung).

Ist B-Zell-Lymphom Leukämie? ›

Die CLL ist ein leukämisch verlaufendes, niedrig malignes Non-Hodgkin-Lymphom der B-Zellreihe (B-CLL). Mit einer Inzidenz von 4 pro 100.000 Einwohner ist die CLL die häufigste Leukämieform des Erwachsenen in der westlichen Welt, während in Asien die Inzidenz deutlich niedriger ist.

Ist ein B-Zell-Lymphom bösartig? ›

Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist der häufigste bösartige Tumor des lymphatischen Systems. Betroffen sind in Deutschland jährlich etwa 7 von 100.000 Einwohnern.

Kann man ohne B-Zellen leben? ›

B-Zellen (B-Lymphozyten) sind vor allem an der Herstellung von Abwehrstoffen beteiligt. Diese werden als Antikörper oder Immunglobuline bezeichnet. Ferner sind sie wichtig für das "immunologische Gedächtnis".

Welcher Lymphozyten Wert ist gefährlich? ›

Ist die Lymphozyten-Konzentration auf über 4.800 Zellen pro µl Blut erhöht, spricht man von einer absoluten Lymphozytose. Bei einer relativen Lymphozytose ist der Anteil der Lymphozyten in Relation zu den Leukozyten erhöht.

Wie merkt man dass man zu wenig Vitamin B hat? ›

Bei häufiger Müdigkeit, Reizbarkeit, Schwindel oder auch Durchfall sollte ein Mangel an Vitamin B nicht ausgeschlossen werden.

Welche Blutwerte zeigen Vitamin B Mangel? ›

Vitamin B12/Folsäure im Serum

Vitamin B12-Werte unterhalb von 160 pg/ml zeigen mit hoher Spezifität den Mangel an. Vitamin B12-Werte unter ca. 250 pg/ml sind beim subklinischen Mangel besonders häufig. Werte oberhalb 350-400 pg/ml schließen einen B12-Mangel weitgehend aus.

Was ist die Aufgabe von B-Zellen? ›

Während T-Zellen an der zellvermittelten Immunantwort beteiligt sind, sind die B-Zellen die Träger der humoralen Immunantwort (Bildung von Antikörpern). Wenn sie durch körperfremde Antigene aktiviert werden, können sie sich zu Antikörper-produzierenden Plasmazellen oder Gedächtniszellen differenzieren.

Sind B-Zellen weiße Blutkörperchen? ›

B-Lymphozyten, oder auch B-Zellen, sind Teil der spezifischen Immunantwort. Diese ist langsamer, aber dafür viel effektiver als die unspezifische angeborene Immunantwort. Lymphozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten).

Wo reifen B-Zellen aus? ›

Alle Lymphozyten entstehen im Knochenmark aus einer gemeinsamen „Mutterzelle“ (Stammzelle). Während die B-Lymphozyten bereits im Knochenmark zu funktionstüchtigen Abwehrzellen heranreifen und erst danach ins Blut und in die lymphatischen Gewebe auswandern, erfolgt die Reifung der T-Lymphozyten in der Thymusdrüse.

Was sind B Leukozyten? ›

Die B- und T-Lymphozyten nehmen eine Sonderrolle unter den Leukozyten ein. Sie gehören zum erworbenen Immunsystem und sind hoch spezialisierte Zellen der Immunabwehr. Das heißt, mit diesen Zellen wird der Mensch nicht geboren – sie werden trainiert und entwickeln sich so von Geburt an bis ins hohe Alter weiter.

Was ist die B Gedächtniszelle? ›

Definition. B-Gedächtniszellen sind der Informationsspeicher für die Bildung von Antikörpern gegen eine Krankheit, die der Körper bereits durchlebt hat. Bei einer humoralen Immunantwort des Körpers werden B-Zellen aktiviert, die einen zum Pathogen passenden Antikörper auf ihrer Oberfläche besitzen.

Was ist der B Zell Rezeptor? ›

Der B-Zell-Rezeptor ermöglicht als zweite Funktion die Antigen-Präsentation durch B-Zellen. Das gebundene Antigen wird dabei über den B-Zell-Rezeptor in einem endocytotischen Prozeß (Endocytose) internalisiert und zum lysosomalen Kompartiment (Lysosom) transportiert. Dort erfolgt die Antigen-Prozessierung.

Was ist B Zell Leukämie? ›

Die akute prä-B-Zell lymphoblastische Leukämie (prä-B-Zell-ALL) ist eine bösartige Erkrankung der Vorläufer-Zellen von B-Lymphozyten, die in der Regel im Kindesalter auftritt. Durch Ausbreitung der bösartigen Zellen im Knochenmark und anderen Organen kommt es zur Verdrängung gesunder Blutzellen.

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